Zum Kuckuck mit dem Aberglauben
Larissa Antons Film über den Kuckucksfresser
Rhein-Neckar-Zeitung / Eberbacher Zeitung vom Montag, 28.08.2023. Von Carmen Oesterreich.
Was heute ausdrücklich zur Freude beitragen soll, war vor 400 Jahren „Gegenstand abergläubischer und spukhafter Vorstellungen“: Der Kuckuck galt „sogar als verhexter Mensch!“ Dieser (Aus-)Sage ging die Filmemacherin Larissa Anton im vergangenen August während des 85. Kuckucksmarktes in Eberbach nach. Sie filmte die Brunnen an der Neckarbrücke und in Neckarwimmersbach, suchte nach Originalschauplätzen,
recherchierte mit Dr. Marius Golgath im Stadtarchiv und drehte auf dem Kuckucksmarkt. Sie wollte die Geschichte vom Eberbacher Kuckucksfresser im 18. Teil ihrer „Odenwälder Sagenfilme“ erzählen.
Die Menschen waren auch Anfang des 17. Jahrhunderts noch besonders anfällig für den Aberglauben. Nicht so der gebildete Arzt Dr. Hans Mantel. Er war nicht nur als Chirurg bekannt, sondern auch als Schelm. So hatte er es faustdick hinter den Ohren, als er den Küfer Martin am Endt in Neckarwimmersbach zum Frühschoppen einlud und den Wirt Lenhard Schöffer anstiftete, ihm anstatt einer Taube einen Kuckuck zu servieren. Kaum verzehrt und hoch gelobt, wurde das Geheimnis gelüftet. Der Küfer erntete allen Spott. Wütend beschimpfte Martin am Endt den Wirt„ als Dieb und Schelm“. Das lies dieser nicht auf sich sitzen, und so landete die Sache wegen übler Nachrede vor Gericht. Mit der Folge, dass es nicht nur zwei Verurteilte gab, sondern alle Eberbacher fortan als „Kuckucksfresser“ verspottet wurden.
Doch die Bürger waren nicht dumm und trugen den Spitznamen „Kuckucke“ mit großen Stolz. Bald war es eine Ehre, ein Kuckuck zu sein, und heute beweist ein solcher in der gleichnamigen Karnevalsgesellschaft
höchsten Sinn für Humor. Seit1929feiern die Kuckucke, pardon: die Eberbacher, möglichst in jedem August ihren „Kuckucksmarkt“. Auch zwei Brunnen sind dieser Begebenheit um „des Teufels Tier“, dem Kuckuck, gewidmet. Larissa Anton, im Hauptberuf Lehrerin, hat diese „Dorfgeschichte“ mittlerweile abgedreht, geschnitten, vertont und als No-Budget-Film auf ihren Youtube-Kanal gestellt. Er ist dort leicht zu finden unter „Larissa Anton: Der Eberbacher Kuckucksfresser“.