Kuckucksmarkt zu jeder Zeit

Die Werbung für das Eberbacher Volksfest im Stile der Jahrzehnte – Gezeichnet von Eberbachern

Rhein-Neckar-Zeitung / Eberbacher Zeitung vom Donnerstag, 24.08.2023. Von Rainer Hofmeyer. 

Das diesjährige Plakat zeigt Eber und Kuckuck im Badezuber.

Ein Markt, viel Werbung, viele unterschiedliche Plakate. Seit 1929 gibt es den Eberbacher Kuckucksmarkt, unterbrochen in den Kriegsjahren von 1939 bis einschließlich 1945. Die Plakatwerbung für das Volksfest hat im Laufe der Zeit mehrfach ihr Gesicht geändert. Inspiriert vom gerade aufgekommenen Bauhaus-Stil war 1930 der Eberbacher Kunstmaler Richard Hemberger, der ab dann bis zum Kriegsbeginn für das ausgesprochen schöne Plakat verantwortlich war. Wir kennen Hemberger aus seinen Sgraffito-Malereien am Hotel „Karpfen“ und beim Gasthaus „Krabbenstein“.

Hembergers Werbung zeigt klar die von Anfang an ins Auge gefasste Zielgruppe des Marktes: Die bäuerliche Nachbarschaft im Odenwald bis hinauf zum Katzenbuckel. Landwirtschaft und Viehzucht waren über alle Jahre wichtige Adressaten der Großveranstaltung. Neben einem Vergnügungspark ging es stets auch um Handel und Gewerbe. Hemberger zeigt den Markt vor der Neckarkulisse der Altstadt.
Während zum ersten Kuckucksmarkt nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 noch ein recht sachliches Plakat einlud, zeichnete der heimische Bauhaus-Schüler Heiner Knaub drei Jahre von 1947 bis 1949 für die Stadt als Veranstalter. Knaub verdiente sich in den ersten Nachkriegsjahren seinen Lebensunterhalt auch mit Werbung. Die jeweils durchgeführte Industrie- und Gewerbeschau zeigte vor allem Eberbacher Produkte. 1947 gab es statt der später wieder angesetzten Rinderzuchtschauen eine Pferdeschau.

Die Plakate für den Kuckucksmarkt im Wandel der Zeit: Links wirkt deutlich der Bauhaus-Stil, während der 40er-Jahre dominieren die EberbacherProdukte für Industrie- und Gewerbeschau. 1954 ruft der Kuckuck aus dem Pulverturm. Repros: rho

In den 1950er-Jahren kam die vierte Variante eines Plakates in Umlauf. Der Kuckuck ruft aus dem Pulverturm und blickt über das ganze Festgelände vor der Neckarfront. Dieses Motiv wurde mehrfach in Nuancen geändert. Vor allem, weil der Kuckucksmarkt 1958 wegen des Baus der Uferstraße B 37 in die Altstadt umgezogen ist. Selbst nach dem Umzug des Festes in die Au 1978 blieb es beim Motiv mit Pulverturm und  schreiendem Kuckuck. Wer die Plakate ab den 1950er-Jahren gezeichnet hat, ist nicht belegt. Harald Boch und Hermann Danquard entwarfen damals viele Werbeplakate in der Stadt.

Das neuste Motiv mit Eberbach und Kuckuck im Badezuber gibt es seit 1987. Dieser Entwurf stammt auch aus einer heimischen Werkstatt. Gezeichnet hat ihn der Eberbacher Diplom-Grafiker Roland Weich.

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