Der Frischling kommt zum Kuckucksmarkt nach Hause

Nach vier Jahren Pause feiert die Fähre ihr Comeback in Eberbach – Große Solidarität und Fleiß machen die Heimkehr möglich

Rhein-Neckar-Zeitung / Eberbacher Zeitung vom Freitag, 18.08.2023. Von Moritz Bayer. 

Der Frischling ist auf dem Weg nach Eberbach und wird am Kuckucksmarkt wieder voller Menschen sein. Foto: privat

Noch vor nicht allzu vielen Wochen schien es alles andere als sicher, doch nun ist es klar: Der Frischling kommt zurück! Die traditionelle Eberbacher Fähre nimmt, pünktlich zum Kuckucksmarkt, den Betrieb auf und bringt Menschen von der Eberbacher Altstadt zum großen Festgelände in die Au.

Der Erfolg trägt einen Namen: Angela Mahmoud hatte es sich in den Kopf gesetzt, den ausrangierten Frischling wieder auf Vordermann zu bringen. Dass es letztendlich geklappt hat, ist einer großen Gemeinschaft zu verdanken, an die sich die Kulturmanagerin richtet: „Es war wahnsinnig schön, zu sehen, wie hilfsbereit die Menschen waren. Ob privat, aus dem Gemeinderat, aus der Schifferszene - ich habe überall große  Unterstützung erfahren und bin zutiefst dankbar.“
Deshalb war Mahmoud auch klar, dass es zu schaffen ist, den Fährbetrieb zum Kuckucksmarkt auf die Beine zu stellen. „Einmal in Bewegung gebracht, hat man einfach gemerkt, was alles möglich ist. Je tiefer ich in die Materie eingetaucht bin, auf desto mehr Hilfe und Hilfsangebote bin ich gestoßen. Und auch die Stadtwerke haben mir hervorragend geholfen.“

Über die fünf tollen Tage vermutlich dennoch am wichtigsten sind die aktiven Mitarbeiter: Nach fleißigem Herumfragen, Klinkenputzen und Verbindungen abklappern hat Mahmoud eine stolze Crew von 15 Personen beisammen: Sechs Schiffsführer, die über ein zur Personenbeförderung berechtigendes Patent verfügen, sowie neun Decksleute. Die haben ein sogenanntes Schifferdienstbuch, was sie zur Mitarbeit und Hilfe der Schiffsführer berechtigt. Es müssen immer mindestens zwei der qualifizierten Personen mit an Bord sein, lautet die Vorschrift. Auch Mahmoud selbst absolvierte diese Fortbildung, die aus einer medizinischen Tauglichkeitsüberprüfung sowie einer umfangreichen Unterweisung besteht. Die groß klingende Anzahl an Helfern relativiert sich, wenn man bedenkt, dass Mahmoud die Fähre über fünf Tage lang beinahe rund um die Uhr in Betrieb hat: Freitags von 15 bis 2.15 Uhr, samstags 10.30 bis 2.15 Uhr, sonntags 10.30 bis 1.30 Uhr, montags 10.30 bis 1 Uhr und dienstags 10.30 bis 21.30 Uhr sowie von 22.30 bis 1 Uhr. Während des Feuerwerks findet dienstags aus Sicherheitsgründen kein Fährbetrieb statt.

Angela Mahmoud freut sich auf den Kuckucksmarkt. Foto: Michael Lerche/ privat

„Das wird auf jeden Fall eine Herausforderung für Schiff und Crew“, ist sich Mahmoud sicher und gibt sich gespannt, wie viel Andrang herrschen wird. „Wir fahren immer dann los, wenn genügend Menschen an Bord sind und aus der Au relativ zügig wieder zurück“, erläutert sie, dass zwischen Anstehen an der Schlange oder Warten, dass noch ein paar Leute mehr kommen, alles möglich wäre. Die Preise liegen bei zwei Euro pro Erwachsenem und einem Euro für Kinder, Jugendliche und Schwerbehinderte. Kinder unter sechs Jahren und Inhaber von Max-, Job- und Deutschlandticket fahren ohne Zuzahlung mit, müssen sich aber dennoch eine entsprechende kostenlose Karte am Schalter holen.

Auch für den Kartenstand hat Mahmoud fleißige Helfer gefunden: Befreundete Schüler aus Eberbach und der Umgebung halten die Stellung, bis Mahmoud und ihre Crew sie zeitweise abends ablösen kommen. Mal war es die familiär geprägte Nähe zur Schifffahrt, mal über Mundpropaganda und Freunde, dass sich genug Jugendliche gefunden haben. Ein schönes Zeichen, wie auch Mahmoud nicht genug betonen kann.

Damit er sich den wartenden Eberbachern und Gästen aus dem Umland in glänzender Form präsentieren kann, wurde der Frischling stundenlang von oben bis unten geschrubbt. Auch gab es die ein oder andere Sanierung, die Mahmoud bei der offiziellen Begrüßung des Frischlings am Montagabend erklären wird. Da legt die Fähre ein vorerst letztes Mal in Ruhe gegen 18.30 Uhr in Eberbach an, bevor am Kuckucksmarkt Mahmouds Motto greift: „Jetzt muss es einfach laufen.“ 

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